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Künstler: The Devin Townsend Band Album: Synchestra Erscheinungsjahr: 2006 Anspieltipp: Gesamtkunstwerk Autor: Tobias Devin Townsends Musik “lediglich“ als monumental und ambitioniert zu bezeichnen wäre wohl zu einfach und mitunter blasphemisch. Seine Musik als geisteskrank und verrückt zu etikettieren, käme einer korrekten Beschreibung vielleicht näher, würde aber die Genialität die uns Hevy Devy seit vielen Jahren in Form von exzellenten Longplayern darbietet, verkennen. Nun, der geneigte Hörer sollte einer Platte der Devin Townsend Band vielmehr nur in der Gewissheit begegnen, dass er es hier wohl mit dem kreativsten und komplexesten Hirn des Metalzirkus zu tun bekommt. Devin Townsends Alben klingen wie eine Odyssee der Gefühle: Mal elegisch, mal euphorisch, aber durchgehend mitreißend, begeisternd, gar anbetungswürdig und irgendwie von einer anderen Welt. Vermittels sphärischen Klängen, einer hypnotisierenden Stimmgewalt (sowohl bei den cleanen Vocals, als auch den Growls), entspannenden Gitarrensoli und einer bombastischen Produktion lässt er den Hörer den Alltag vergessen und ihn abtauchen in eine bisher unbekannte Dimension. Trotz der obigen, vielleicht etwas anstrengenden Beschreibung, dürfte sogar jeder Narr, der jemals eine Devin Townsend Platte gehört hat, „Synchestra“ bereits nach den ersten Takten selbigem problemlos zuordnen können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass „Synchestra“ leicht zu erschließen wäre: Ganz im Gegenteil, denn die Platte fordert viel, manchmal vielleicht sogar zu viel, Zeit vom Konsumenten. Nach einem dezent instrumentalisierten, vor allem aber überragend gesungenen Intro eröffnet die Scheibe mit dem folgenden „Hypergeek“, welches mit seiner positiven Grundatmosphäre und brachialen Härte trotz seiner extrem kurzen Spielzeit (2:20 min.) als äußerst repräsentativ für das gesamte Album verstanden werden darf. „Hypergeek“ leitet gekonnt über in den ersten full-length Track des Albums, schlichtweg „Triumph” genannt. „Triumph“ stellt einer typischen Townsend-Brecher der Marke „Deadhead“ oder „Earth day“ dar, und steht diesen mit seinem gelungenem Spannungsbogen, wenn überhaupt, nur minimal nach. Hellhörig wird der Hörer überdies bei einem völlig abgedrehten Saloon-Zwischendrintro, sowie einem Gastauftritt des Sechssaiter-Gotts Steve Vai. Das nachfolgende „Babysong“ stellt einen weiteren vertrackten, vor allem aber übermäßig positiven Song dar, der vor allem in seinen lang gezogenen Instrumentalpassagen für Begeisterung sorgt. Wer anschließend denkt, dass Tuba(!)-Instrumental „Vampolka“ diene der Belustigung oder der Heiterkeit, der wird feststellen, was Hevy Devy beim anknüpfenden „Vampira“ für eine dreckige und rotzige Granate aus dem Polkarhythmus zaubert. Die Vampolka/Vampira-Passage darf daher zweifelsfrei als das Prunkstück auf „Synchestra“ qualifiziert werden. Weiterhin haben dem Rezensenten besonders der Midtempo-Rocker „Judgement“ und das beschwörende „Pixillate“ gefallen, in denen Townsend gesangtechnisch alle Register zieht. Trotz all der positiven Worte sollte dem potentielle Konsumenten jedoch nicht vorenthalten werden, dass so einige der Respekt einflößenden Sound-Gebirge der Platte nur äußerst beschwerlich bzw. gar nicht bestiegen werden können. Soll heißen: Auf „Synchestra“ gibt es (vor allem gegen Ende der Platte), höchst Devin Townsend-untypisch, die ein oder andere musikalische Durststrecke zu durchleben. Das ein ums andere Mal beschleicht dem Konsumenten demnach der Eindruck, dem verrückten Kanadier seien die Ideen ausgegangen. Eine Tatsache, die auf den letzten beiden Platten der Band noch undenkbar gewesen wäre. Überdies erreicht der fast schon traditionelle “Popsong“ auf einer jeden Devin Townsend Platte nicht die Qualitäten seiner direkten “Vorgänger“. „Sunshine and happiness“ ist zwar nett, zieht im Vergleich zu „Stagnant“ oder „Slow me down“ aber eindeutig den Kürzeren. Demzufolge greift der Hevy Devy Neuling lieber zum 2001er Überalbum „Terria“ oder zu dessen Nachfolger „Accelerated evolution“; der Komplettist darf „Synchestra“ aber keineswegs aussparen. PS: Eines hat „Synchestra“ den bisherigen Outputs der Devin Townsend Band aber eindeutig voraus: Zur Special Edition des Silberlings bekommt der Käufer eine äußerst gelungene-DVD mit über 60 Minuten Spielzeit, die wohl als eine kleine Best-of Platte des „Mad scientist of heavy metal“ verstanden werden darf.
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